Open Data Alarm

Open Data muss Kernbestandteil unserer Demokratie-Infrastruktur werden. Warum sind wir nur so schlecht aufgestellt in Deutschland? Und warum bleibt das so in Corona-Zeiten, wo alle (ALLE!) politische Entscheidung hierzu offenbar auf Zahlen basieren: Inzidenz-Raten, COVID-bedingte Todelfälle, Krankenhausbettenbelegungen, Impfstatistiken, Corona-Soforthilfen und vieles mehr.

Open-Data in Deutschland: es läuft zu wenig

Obwohl Medien viel darüber schreiben und Deutschland sogar eine Vorreiterrolle empfohlen wird, vgl. Handelsblatt vom 14.10.2020, wird das leider noch nicht überall verstanden. Die Politik hinkt mit der Willensbildung und der Umsetzung hinterher. Die Angaben im Open-Data-Fortschittsbericht der Bundesregierung vom 10.10.2019 sind sehr vorsichtig. Im internationalen Vergleich der OKFN liegt Deutschland sogar nur auf dem beschämenden 24. Platz hinter Chile und Uruguay.

Open-Data und Corona: Alarm!

An die massive Präsenz von Zahlen in Zeiten der Pandemie haben wir uns gewöhnt. Auch offenbar auch daran, dass einmal täglich vm RKI der neueste Zahlenstand veröffentlicht, d.h. vorgelesen wird. Dieses bundesweite Zahlenausrufen ist wenig hilfreich angesichts der Notwendigkeit, lokale Strategien zu entwickeln, um die Pandemie zurückzudrängen. Diese lokalen Zahlen liegen aber nur bedingt vor. Das nationale Arcgis-Dashboard, hier für den Landkreis Esslingen, bietet zwar Visualisierungen, aber keine offenen Daten. Viele Open-Data Datenquellen und -inhalte sind denkbar und notwendig, fehlen aber weitgehend.

Open Data darf kein Geschäftsmodell werden

Dass Daten Geschäftsmodelle ermöglichen, macht sie so sexy. Große Hersteller haben hiermit viel Erfahrung und entdecken auch den Bereich der Corona-Daten und veröffentlichen solche Daten auf eigene Faust, z.B.
* Microsoft: https://azure.microsoft.com/de-de/services/open-datasets/catalog/covid-19-open-research
* Google: https://github.com/GoogleCloudPlatform/covid-19-open-data

Das sieht sehr schön aus und ist leicht genießbare Kost. Aber: Werden diese Daten bald Teil von deren Geschäftsmodell? Und wird unser Überlegen künftig von einem 4,99 EUR/Monat Abonnement einer Corona-Abwehrstrategie-App bestimmt?

Aber auch freischaffende Softwareentwickler aus allen Teilen der Welt betätigen sich aktiv. Chinesische Softwareentwickler veröffentlichten COVID-Daten unter hohem persönlichen Einsatz und wollen helfen, datenbasiert die Pandemie zu verstehen und Auswirkungen darzustellen.

Brauchen wir chinesische Hacker, um deutsche und lokale Daten über Corona aufzubereiten und uns wieder mundgerecht zu servieren?

Open-Data und Algorithmen gegen Corona!

Es kann doch nicht sein, dass lebenswichtige Corona-Daten aus der Nachbarschaft in allen Teilen der Welt aufbereitetet werden müssen, um sie zum eigenen Überleben zu nutzen.

Wir brauchen also

  • mehr Open Data,
  • mehr lokale Open Data,
  • mehr lokale Open-Data über Corona,
  • mehr lokale Rohdaten als Open-Data über Corona,
  • mehr verlässliche lokale Rohdaten als Open-Data über Corona.

Erst dann können wir Algorithmen, Software, Apps erstellen und beruhigend mit diesen Daten füttern, um das Pandemie-Monster zu besiegen. Es ist noch ein langer Weg, den wir gehen müssen. Wir müssen ihn gehen. Und wir müssen beginnen.

JETZT!