Gerne wird die Notwendigkeit eines Open Data Portals in Frage gestellt. Wer sind die Nutzer? Was sind die Killer-Applikationen? Wie rechnet sich ein Open Data Portal? Alles berechtigte Fragen, wenn es um die Realisierung eines Open Data Portals im Einzelfall geht. Kommunale Entscheider, Gemeinderäte, Gremien und die Verwaltung müssen die Fragen stellen und die Ausgaben dafür gut argumentieren.
Es mag sein, dass alleine studentische App-Ersteller zur Visualiserung von öffentlichen Daten als Argument zu schwach sind, ein Open Data Portal zu etablieren. Oder sich das Thema noch um einige Jahre nach aufschieben lässt, weil noch kein „aktiver Bedarf“ erkennbar ist.
In solchen budgetgetriebenen Diskussionen kommt die strategische Bedeutung eines Open Data Portals oft zu kurz. Ein Open Data Portal ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Smart City und der transparenten Verwaltung. Der Weg dahin ist noch weit, Open Data ist erst der Anfang. Warum?
- Die Offentlegung von öffentlichen Daten ist zunächst ein politischer Prozess. Dieser braucht Zeit und Proponenten. Er wird beschleunigt durch gute Argumente und Handlungsdruck, braucht aber trotzdem Zeit und politische Mehrheiten
- Die Technik für ein Open Data Portal stellt Verwaltungen vor neue Herausforderungen. Welche Sicherheit? Welche Verfügbarkeit? Welche Portaleigenschaften? Welche Administrationsverfahren?
- Die Veröffentlichungsprozesse von Daten müssen rechtlich, fachlich und technisch umgesetzt werden. Wie werden Verantwortlichkeiten organisiert? Wer kann welche Daten in welchem Format bereit stellen? Wie werden Datenqualität, -konversion und -freigabe organisiert? In welcher Frequenz werden Daten veröffentlicht?
Zahlreiche Herausforderungen sind erforderlich, um ein Open Data Portal erfolgreich zu etablieren und zu betreiben. Zur festen Verankerung und Nutzungssicherung des Open Data Portals im kommunalen Leistungsportfolio empfehlen sich eine Reihe von begleitenden Maßnahmen, z.B.
- Umstellung von bestehenden Datenaustauschverfahren auf das Open Data Portal. Sofern kein sicherer und geschützter Datenaustausch erforderlich ist, kann damit viel Schwung in den Betrieb eines Open Data Portals gebracht werden. Ein gutes Beispiel hierfür sind Verkehrsfluss- oder Parkdaten.
- Aktive Kommunikation des eigenen Open Data Portals. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, die offenen Daten zu nutzen. Oft helfen beispielhafte Projekte, Open Data Camps, Anwendungsbeispiele bei der Kommunikation.
- Umstellung von etablierten Veröffentlichungsprozessen auf Open Data. So sind beispielsweise Wahldaten perfekt geeignet, Bürger und Presse mit strukturierten Daten aus erster Hand zu versorgen und deren Auswertungsintelligenz zu befeuern.
Der offenen Umgang mit Daten kann anhand eines eigenen Open Data Portals bestens geübt werden. Und dient als Vorstufe für die nächste Generation einer offenen Verwaltung, der „Open Services“. Stehen bei Open Data noch die Daten im Fokus, so rücken bei Open Services die Prozesse in den Mittelpunkt. Und die Öffnung von Prozessen ist erheblich komplexer als die Öffnung von Daten:
- Die Nutzer müssen ggf. auf verschiedenen Ebenen identifizierbar sein. Differenzierte Berechtigungsmodelle sind erforderlich. Diese Modelle müssen Nutzer-kompatibel sein, also einfach genug, dass sie von Bürgern verstanden und genutzt werden können und gleichzeitig sicher genug, dass Missbrauch verhindert werden kann.
- Die „Einbahnstraße“ Open Data bekommt einen Rückweg. Mit Services können Verwaltungsprozesse auch angestoßen, modifiziert oder komplett abgewickelt werden
- Die Service-Auswahl und deren Orchestrierung erfordert neue Management-Kompetenzen
Diese Liste ließe sich noch lange fortsetzen. Die Smart City Initiativen zeigen derzeit beispielhaft, welche Entwicklungen möglich sind. Open Data Portale sind zentraler Bestandteil davon. Investitionen in Open Data Portale und e-Government-Strukturen sind als zwingende Vorleistungen unausweichlich. Die Agilität der Verwaltung und Open Data hängen eng zusammen. Der neue Wind weht schon. Wie sonst können Verwaltung das neue Vokabular lernen? Zu den neuen Begriffen zählen: API, Beta-Phase, Datenlizenzen, Harvesting, Apps, Openess, Transparenz, Open Service, …
Willkommen in der neuen Welt der kommunalen „open“ Verwaltung.