Open Data: Welche Daten eigentlich?

Der Druck steigt, es muss ein kommunales Open Data Portal her. Bürger fordern es, die Politik will es, die Verwaltung hat es eingesehen. Das eigene Open Data Portal wird in Angriff genommen. Die Technik ist schnell beauftragt, das Open Data Portal schon in Sichtweite. Aber welche Daten sollen eigentlich veröffentlicht werden? Wir liefern Ideen und Erfahrungen aus zahlreichen Projekten.

Grundsatz 1: „Low Hanging Fruits“ ernten

Die Veröffentlichung von Daten erfordert viele Prozessschritte wie Datenidentifikation, Genehmigung, Lizenzfragen, Transformation, Beschreibung / Annotation, Qualitätsprüfung und nicht zuletzt den Akt der Veröffentlichung. Die Prozessschritte sind für manche Daten schnell und einfach, für andere komplex und langwierig, manchmal gar unerfüllbar.

Die Daten, die sich hier als geschmeidig darstellen, sollten beim Open Data Erst-Veröffentlichungsprozess vorgezogen werden. Damit lässt sich nicht nur das Open Data Portal schneller füllen, sondern auch Prozesse einüben.

Beispiele für solche Daten gibt es genug:

  • Längerfristig unveränderbare Daten (Geographie, Bodenbeschaffenheit, Baumkataster, …)
  • Wahlbezirke und Wahlergebnisse: Diese Daten werden bereits veröffentlicht, aber bislang nur selten in Open Data Portalen als Rohdaten bereitgestellt (Kommunalwahlen, Jugendwahlen, Landkreis-, Landtags-, Europawahlen, Bürgerentscheide, …)
  • Luftbilder
  • Gebührenordnungen
  • Adressen, Ansprechpartner und Öffnungszeiten kommunaler Einrichtungen
  • Archivdaten / Historische Daten, die sich nie mehr ändern
  • Kunstarchive, Kunst im öffentlichen Raum
  • Bibliotheksbestände

Grundsatz 2: Veröffentlichungsprozesse automatisieren

Einmal veröffentlichte Daten veralten, wenn sich die Datengrundlage ändert. Manuelle Aktualisierungen sind aufwändig, fehleranfällig und benötigen Aufmerksamkeit der veröffentlichenden Stellen. Liegen Daten bereits in geeigneter Form vor, z.B. in Datenbanken, können und sollten Veröffentlichungsprozesse teil- oder vollständig automatisiert werden.

Beispiele für solche Daten:

  • Verkehrsinformationen (Staus, Verkehrszählungen, Geschwindigkeitskontrollen, …)
  • Parkhaus-Belegungen
  • Parkhausdaten
  • Mitarbeiterstatistiken über Beschäftigte in der Verwaltung

Grundsatz 3: Nutzer suchen und binden

Ein Open Data Portal erscheint zunächst ähnlich wie eine Website. Daten werden veröffentlicht, präsentiert, heruntergeladen und für die unterschiedlichsten Zwecke genutzt. Der wesentliche Unterschied ist, dass die Datennutzer nicht nur Menschen, sondern eben auch Algorithmen, Apps und andere Daten-verarbeitende Stellen sind. Und sind die Daten von diesen elektronischen Nutzern einmal angezapft, werden sie immer wieder geladen und aktualisiert. Der Verbindung zwischen Datennutzer und Datenherausgeber wird über APIs (Datenschnittstellen) dauerhaft verankert. Dadurch beschleunigt sich die Nutzungsrate und -geschwindigkeit.

Es ist deswegen angeraten, die bereits zahlreich bestehenden Nutzer kommunaler Daten (wie Unternehmen, Zeitungen, Hochschulen, …) in das Open Data Portal einzubinden und bestehende Datenlieferungen oder gar Datenlieferverträge auf Open Data – oder noch besser: Open Data Schnittstellen – umzustellen.

Dadurch wird das Open Data Portal Datendrehscheibe für vormals auf individuellen Wegen bereitgestellte Daten. Zugleich werden die Daten für weitere Nutzerkreise geöffnet. Der doppelte Nutzen forciert so einen Standardweg zur Datenveröffentlichung kommunaler Daten.

Beispiele für geeignete Daten:

  • Hauskoordinaten (Straßennamen, Hausnummern, Stadtbezirke, …)
  • Pressenachrichten
  • Corona-Updates (Fallzahlen, Inzidenzen, Intensiv-Bettenbelegung, Maßnahmen-Kataloge, …)
  • Baustelleninformationen
  • Belegungspläne städtischer Hallen und Gebäude

Die hohe Kunst eines Open Data Portals ist natürlich, dass verwaltungsinterne Nutzer Zugang zu Verwaltungsdaten der eigenen Verwaltung bekommen, indem sie ebenfalls das eigene Open Data Portal nutzen. Dadurch werden ämterinterne, ämterübergreifende oder andere verwaltungsinterne Datenlieferungen unnötig und sind gleichzeitig für Dritte nutzbar.

Erkenntnis: Das Open Data Henne-Ei Problem kann gelöst werden

Mit den beschriebenen Grundsätzen lassen sich sich erste Daten schnell finden, Nutzer langfristig begeistern und Algorithmen fehlerfrei füttern.Das Open Data Henne-Ei Problem (Nutzer warten auf Daten und Datenherausgeber warten auf Nutzer) lässt sich dadurch vermeiden.

Nach diesem ersten Schritt ist das Open Data Portal etabliert und weitere Schritte können geplant werden:

  • Mehr Daten veröffentlichen
  • Datenveröffentlichungsprozesse vereinfachen
  • Analyse der Portalnutzung und Optimierung des Portals
  • Vorwärtsintegration mit Apps (Empfehlung von Applikationen für bestimmte Daten zur einfacheren Nutzung)

Verwaltungen verfügen über massenhaft Daten. Der Wert dieser Daten wird bislang oft nur im eigenen Kontext wahrgenommen. Das Open Data Portal kann durch richtige Umsetzung die Verwaltungstransparenz steigern, Prozesse beschleunigen, Kosten zur Datenbereitstellung senken und kreative neue Datennutzungen befördern. Die Prüfung auf Open Data Eignung sollte der Nutzung verwaltungsinterner Daten in modernen Verwaltungen fest installiert werden – am besten noch vor Nutzung der Daten.

In einer digitalen kommunalen Verwaltungsinfrastruktur spielen öffentliche Daten und  Schnittstellen eine entscheidende Rolle. Open Data Portale sind Kern-Bausteine, mit denen sich solche Schnittstellen realisieren lassen.

Gerne unterstützen wir beim Aufbau oder Ausbau Ihres Open Data Portals. Und stehen jederzeit für Anfragen zur Verfügung.